Chillen mit Schildkröten auf Bunaken

Unterwasserwelt Bunaken

Manado

Die Sonne war bereits untergegangen, als wir das Gewusel des kleinen Flughafens in Manado, Nordsulawesi hinter uns ließen. Das zu kalte Taxi transportierte uns über holprige Straßen in das, mit 600.000 Einwohnern für indonesische Verhältnisse überschaubare, Manado. Um uns rum dichter Verkehr laut knatternde Roller, hupende, übergroße SUVs und kleine blaue Busse, sogenannte Microlets, mit lauter Technomusik.

Die Straßen sind gesäumt mit den unterschiedlichsten Häusern, von mehrstöckigen Neubauten bis zu einfachen Blechhütten. Die Mehrheit der Bevölkerung in Manado sind protestantische Christen, folglich sahen wir in Manado richtig viele Kirchen, eine Abwechslung zum üblichen Städtebild auf unserer Reise.

Manado schneidet in den Erzählungen der meisten Reisenden ziemlich schlecht ab. Aus irgendeinem Grund können wir das nicht bestätigen. Oder wir sind mit so niedrigen Erwartungen angereist, dass wir positiv überrascht wurden.

Manado ist der Ausgangspunkt, wenn man nach Bunaken möchte, einer kleinen Insel etwa eine Stunde Bootsfahrt nördlich vor Manado gelegen.

Überfahrt nach Bunaken

„Ihr könnt jetzt zum Hafen kommen, das Boot und die anderen Gäste warten auf euch“ erfuhren wir ungefähr zwei Stunden bevor wir damit gerechnet hatten. Natürlich hatten wir noch nichts von unseren Sachen gepackt, da wir erst gerade aufgestanden waren. Dieser Art der Planung sollten wir in Indonesien noch häufiger begegnen. Nach über acht Monaten Reisen hatten wir uns immer noch nicht gänzlich daran gewöhnt.

Also packten wir in Windeseile unsere Sachen zusammen, bezahlten unser Zimmer und fuhren mit einem Taxi zum Hafen runter. Aus dem Taxi ausgestiegen, stürzte sich eine Horde Bootsfahrer auf uns. „You need transport to Bunaken?“ Freundlich aber bestimmt schüttelten wir sie ab und trafen auf die anderen Gäste, die bereits seit über einer Stunde auf uns warteten.

Am Hafen lagen kleine, bunt bemalte Holzboote, die sich wie Spielzeugboote für Kinder ausnahmen.

Hafen in Manao

Die Überfahrt nach Bunaken mit diesen Booten kostet pro Boot 600.000 IDR (das entspricht ungefähr 35 Euro), die unter allen Fahrgästen geteilt werden. Allerdings weigerte sich unser Bootsfahrer, sechs Gäste aufs Boot zu nehmen, es wäre zu wenig Platz. Tatsächlich hätte das Boot für mindestens 10 Personen Platz geboten, wir vermuten, dass die Bootsfahrer sich untereinander helfen und Fahrgäste hin und her schachern.

Strand Bunaken Boot Vulkan

Seestern

Da gerade Ebbe herrschte, als wir auf der Insel ankamen, mussten wir uns unseren Weg an Land durch knietiefes Wasser bahnen. Im Seegras befand sich eine Art sandiger Trampelpfad dem wir folgten. Im seichten Wasser liegende bunte Seesterne hießen uns auf der paradiesischen Insel willkommen.

 

 

Tief durchatmen bei den Panorama Backpacker

Auf Bunaken, wie auch auf vielen anderen Inseln in Indonesien, ist es üblich, eine Unterkunft mit Verpflegung zu buchen. Es gibt wenig bis keine anderen Möglichkeiten, sich mit Essen zu versorgen. Die Preise sind pro Person zu berechnen, man bekommt aber als Paar oft einen Discount.

Panorama Backpackers Bunaken

Panorama Backpackers Bunaken

Mit den Panorama Backpackern haben wir einen echten Glücksgriff getan, diese Unterkunft ist eine absolute Empfehlung für Bunaken. Wir haben uns einen Frontrow Bungalow gemietet. Dieser war etwas erhöht zwischen Bäumen gelegen, mit einem wunderschönen Blick auf den Vulkan der Nachbarinsel Manado Tua und den Sonnenuntergang. Die Ausstattung war einfach aber zweckmäßig, Terrasse mit Hängematte, eigenes Bad mit kaltem Wasser und einer richtigen Dusche, Strom und Wifi am Abend.

Der große Aufenthaltsraum ist höher gelegen und darauf ausgerichtet andere Gäste kennen zu lernen. Das Essen ist reichlich und absolut großartig.

So gab es für uns nicht viel zutun außer in der Hängematte zu liegen, schnorcheln oder zu tauchen und zu den Mahlzeiten ins Restaurant hoch zu gehen. Quasi ein All-inclusive-Urlaub im Urlaub.

Der abendliche Blick von unserem Bungalow

Panorama Backpackers ist ein Familienbetrieb, die Indonesierin Silvia betreibt zusammen mit ihrem britischen Mann Tom das Homestay. Ihre Mutter und ihre Cousinen bereiten das köstliche Essen zu. Ihre Schwester ist mit einem Deutschen verheiratet, der die Tauchbasis leitet.

Hinter dem Restaurant und den Bungalows wohnt die Familie unter einem riesigen Mangobaum. Es gibt einen Garten, in dem das Gemüse für das Homestay gezogen wird. Kleine schwarze Ferkel und Hühner wuseln überall herum. Ein kleines Paradies!

Schnorcheln und Tauchen

Die Unterwasserwelt in Bunaken ist malerisch. Nirgendwo bisher hatten wir soviel Schildkröten gesehen. Die meisten waren tiefenentspannt und konnten ganz in Ruhe beobachtet werden. Bei einem Tauchgang kam mir (Steffen) auf 15 Meter Tiefe eine große Schildkröte genau entgegen und wir spielten “Wer weicht zuerst aus?” Erst im letzten Moment änderten wir beide leicht unseren Kurs, ich etwas nach oben, sie nach unten. Sie schwamm folglich weniger als einen Meter unter mir durch, das war mega cool.

Schildkröte Bunaken

Die meisten Tauchplätze vor Bunaken sind Steilwände. Das Riff fällt mehr oder weniger senkrecht auf 30-70 Meter ab. Gepaart mit den brillanten Sichtweiten, kann man hier schnell tiefer sinken als gewollt. Das habe ich bei nicht so erfahrenen Open Water Divern ein paar Mal beobachtet.

Tauchboot

Mit dem Boot geht es zu den meisten Tauchplätzen

Die Korallen vor Bunaken sind augenscheinlich größtenteils in einem guten Zustand. Neben den vielen Schildkröten trifft man auch auf Riffhaie (mit etwas Glück), Tunfische, Napoleons und viele bunte, klassische Rifffische. Das Faszinierendste, was ich in Bunaken unter Wasser erstmalig zu Gesicht bekam, war eine sogenannte “Disco Clam”, irreführend auch “Electric Shell” bezeichnet. Es handelt sich hierbei um eine psychedelisch aussehende Muschel, die Lichtblitze an dem Rand ihrer Schale erzeugen kann. Die Blitze sind nicht elektrisch, sondern spezielle Lichtreflexionen. Hier findet ihr Bilder und ein Video sowie genauere Informationen über die Disco Clam

Schildkröten Bunaken Unterwasserwelt Bunaken Unterwasserwelt Clownfisch Bunaken Unterwasserwelt Bunaken Unterwasserwelt

Der Müll aus Manado

Bunaken MüllDie Nähe zu der großen Stadt Manado hat einige Vorteile. Es gibt zum Frühstück, wenn man möchte, Toastbrot mit Erdbeermarmelade und selbst eine Flasche Rotwein ist erhältlich, wenn man bereit ist, tief genug in die Tasche zu greifen (in unserer Unterkunft 500.000 IDR also 30 Euro) Außerdem geht die Anreise recht schnell, nach Manado gibt es von Singapur aus Direktflüge.

Ein großer Nachteil ist, dass der Müll, der von Manado aus in Meer gelangt, in Bunaken angeschwemmt wird. Vor den Resorts und den Divecentern wird der Müll täglich zusammen gekehrt und teilweise verbrannt, aber manchmal nur mit Hilfe einer Schubkarre auf einen andere Strandabschnitt gebracht. Wer den Bereich vor seinem Resort verlässt, entdeckt große Haufen Plastikmüll im Dickicht, teilweise schon wieder von Pflanzen überwachsen.

Bunaken

An den Strand wird auf Grund der Strömungsrichtung alles Mögliche angeschwemmt

Unter Wasser haben wir zum Glück nur wenig Müll gesehen, das meiste wird auf der Wasseroberfläche Richtung Strand gespült.

Tauchtourismus – überfüllte Tauchplätze

Ein weiterer Nachteil, welchen die Nähe zu Manado mit sich bringt, sind die vielen Ausflugsboote, die die Dive- und Schnorchel-Spots anfahren.

Auf den großen Ausflugsbooten befinden sich hauptsächlich chinesische Touristen. Diese können meist nicht schwimmen. Deshalb hängen sie an einer aufblasbaren Insel in Rettungswesten und Ganzkörper-Neopren-Anzüge gehüllt. Dort wird dann wie verrückt gestrampelt. Spätestens wenn ein Meerestier auftaucht, beispielsweise eine Schildkröte, wird gekreischt und geschrien.

Einige lassen sich auch von einem Einheimischen Tauch-Guide durchs Riff ziehen. Der chinesische Kunde bekommt eine Pressluftflasche und alles andere Equipment und lässt sich ein paar Meter unter der Wasseroberfläche durchs Riff ziehen.Vor ihm taucht häufig noch ein Guide, der das ganze filmt. Häufig bewegen sich die Chinesen während der ganzen Prozedur überhaupt nicht. Wir hoffen nur, dass sich die indonesischen Jungs das gut bezahlen lassen.

Einmal hatten wir das Pech an einem Platz zu schnorcheln, an dem bereits ungefähr fünf solcher Ausflugsboote lagen. Entspannt, ruhig und meditativ ist das schnorcheln dann nicht mehr. Sobald wir den Kopf aus dem Wasser hoben dröhnte laute Popmusik von den Booten. Zwischendurch unterbrochen von dem Kreischen der ganzen Gruppe. Da driften die Vorstellungen von so einem Tag in der Natur doch sehr auseinander.

Bunaken

Alles in allem konnten wir uns auf Bunaken wunderbar entspannen. Außerdem trafen wir in dem Homestay den Briten Tom, der schon seit vielen Jahrzehnten Indonesien bereist. Nach einigen Gesprächen mit ihm, warfen wir unsere weiteren Reisepläne für Sulawesi über den Haufen und trafen eine neue Entscheidung für die nächste Destination. Raja Ampat, der heilige Gral der Unterwasserwelt. Wie sehr sich dies auszahlte, erfahrt ihr sehr bald hier.

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