„Bali? Bin gespannt wie es euch gefällt, viele Reiseblogger posten gerade massiv GEGEN Besuche auf Bali“, schreibt uns unsere Freundin, Bloggerin und engagierte Umweltschützerin Ela und schickt uns natürlich auch gleich ein paar passende Links zum Thema.
Bali ist ziemlich gehypt in letzter Zeit. Trauminsel im indischen Ozean, mit magischen Stränden, bezaubernder Landschaft und freundlichen Menschen. Insel der Götter mit der höchsten Tempeldichte überhaupt. Die Balinesen glauben, dass die Insel das Zentrum des Universums darstellt.
All diese Versprechen locken jedes Jahr Massen an Touristen an. Das bringt, wie überall auf der Welt, Probleme mit sich. Angefangen mit Wasserknappheit über fast vollständig fehlende Müllentsorgung bis zur schlechten Infrastruktur.
Wir machten uns auf den Weg diese Insel zu erkunden, mit, wie es sowieso in unserer Natur liegt, einem kritischen Blick.
Bali Food-Paradise
In dem Monat in China waren die vegetarischen Optionen erwartungsgemäß kümmerlich. Also hatte ich (Sarah) mich beinahe ausschließlich von Beilagen ernährt. Entsprechend ausgehungert war ich, als wir in Bali ankamen. Ich wurde nicht enttäuscht, die Auswahl ist riesig.
Das gilt allerdings hauptsächlich für die großen touristischen Orte. Die indonesische Küche ist nicht überall abwechslungsreich. So findest du beispielsweise in Seminyak vielfältige Restaurants aus aller Welt, aber auch die einheimischen Restaurants, die Warung genannt werden, sind hier gut. In Tulamben und Amed dagegen hatten (beinahe) sämtliche Restaurants identische Speisekarten und fades Essen.
Verkehrshölle Bali
Nach unserem Aufenthalt im Osten von Bali wollten wir nochmal nach Seminyak, um ein paar Sachen einzukaufen. Außerdem freuten wir uns darauf die reichliche Essensauswahl zu genießen.
Der Bus, den wir von Ahmed zurück nach Seminyak genommen hatten, ließ uns am Rand einer Kreuzung raus. Voll bepackt versuchten wir ein Taxi anzuhalten, das uns die Strecke zu unserem Homestay fahren sollte. Steffen verhandelte mit mehreren Taxifahrern, die sich erst weigerten das Taxameter einzuschalten und als sie unser Ziel hörten, es ganz ablehnten uns mitzunehmen
Wir wanderten voll bepackt ein paar Straßen weiter Richtung Unterkunft und bekamen langsam eine Ahnung, warum uns keiner in diese Richtung mitnehmen wollte. Die Straßen waren derart verstopft, dass sich die Autos eigentlich gar nicht fortbewegten.
Schließlich erbarmte sich doch noch ein Fahrer uns mit zu nehmen. Im Schritttempo bewegten wir uns in Richtung unseres Ziels. Zu Fuß wären wir schneller gewesen.
Denpasar, die Hauptstadt von Bali, geht ohne erkennbaren Abstand dazwischen in Kuta, Seminyak und Sanur über. Eine riesige Anhäufung von Hotels, Guesthouses, Homestays, Restaurants und Shops, Shops, Shops. Das hat den Vorteil, dass man hier wirklich alles bekommt, von der neuen Brille in der richtigen Sehstärke, über das passende Laptopkabel bis hin zur Zahnfüllung.
Der Nachteil ist, es ist teilweise unfassbar viel los auf den Straßen. Wir hatten das Pech beim zweiten Mal in Seminyak in die Zeit nach dem Ramadan rein geraten zu sein. Hier wird Idul Fitri (Zuckerfest) nicht nur zwei Tage gefeiert, es ist eher eine Festwoche. Indonesier bekommen bezahlten Urlaub, Familien verreisen gemeinsam und verbringen ihre Zeit am Strand oder beim Einkaufen.
Die Straßen rund um unsere Unterkunft waren also von morgens bis abends mit Autos verstopft. Der ursprüngliche Plan unsere Besorgungen mit dem Taxi zu machen, verwarfen wir ziemlich schnell wieder. Die einzige Möglichkeit bei dem Stau durchzukommen war mit dem Roller und einer ziemlich dreisten Fahrweise.
Am Anfang noch zögerlich begann Steffen sich durch die schmalsten Zwischenräume durchzuschlängeln. Auch Gehwege stellten eine wunderbare Art dar, um vorwärts zu kommen. Schnell stellten wir fest, dass andere Rollerfahrer das gleiche machten. Definitiv nichts für Fahranfänger oder ängstliche Menschen.
Rollerfahren in Bali ist gefährlich, wir haben soviel Touristen mit kleineren und richtig großen Wunden an unterschiedlichen Körperteilen gesehen. Und jeder erzählt Geschichten von schlimmen Rollerunfällen, besonders in Seminyak.
Die Autos fahren nicht gerade rücksichtsvoll, als Rollerfahrer bist du einfach ganz unten in der „Hackordnung“. Wenn die Straße zu eng ist, muss schon der Rollerfahrer ausweichen. Wenn kein Platz ist Pech gehabt.
Die Infrastruktur ist dem riesigen Touristenansturm in Bali nicht gewachsen. Die Straßen sind zu schmal, und es gibt viel zu viele große Fahrzeuge, öffentliche Verkehrsmittel gibt es quasi nicht. Mal abgesehen von der Luftverschmutzung. Wir waren noch in der Vorsaison in Seminyak und es war das pure Chaos. Nach dem Zuckerfest wurde es zum Glück besser. Wir wollen uns gar nicht erst vorstellen wie es in der Hauptsaison zu geht.
Canggu – Ballerman Bali
Canggu wurde uns als deutlich weniger touristisch als Seminyak und Kuta beschrieben. Diese Ansicht teilen wir nicht.
Auf dem Weg zwischen Seminyak und Canggu sahen wir kaum ein unbebautes Stückchen Erde. Ein touristisches Gebiet geht in das nächste über. Dazwischen wohnen die Einheimischen und es gibt Shops mit Hotelbedarf. Canggu selber ist wie ein zu schnell gewachsenes Dorf. Die Guesthouses sind eng und voll und sehen alle gleich aus.
Die meisten Restaurants sind unglaublich cool eingerichtet und bieten abgefahrenes Essen, könnten aber genauso in Berlin, Amsterdam oder sonstwo sein. Indonesisch ist hier nur das Lächeln der Menschen hinter den Theken.
Trotz der Vorsaison war Canggu schon recht überfüllt, allerdings mit einer anderen Art Touristen. Nach Seminyak kommen eher die Aussie-Pauschalreisenden. In Canggu findet sich ein etwas hipperes, jüngeres Publikum, bestehend aus tätowierten Surfern mit sonnengebleichtem Haar und denjenigen, die auf den Surf-Hype aufsteigen wollen.
Nichtsdestrotz liegt man hier Handtuch an Handtuch, Liege an Liege dicht nebeneinander am Strand. Im Wasser Brett neben Brett beim Warten auf den Swell. Die gehypten Restaurants und Bars sind voll.
Am Batu Bolong Beach, einer der Hauptstrände von Canggu, wollten wir die Wellen auch mal testen und einfach ein bisschen plantschen. Mal abgesehen von den wirklich großen Wellen, die den Strand nicht unbedingt zum baden geeignet machten, fanden wir uns auch knietief im Müll wieder. Einerseits pflanzlicher Müll, aber auch jede Menge Plastik. Angeekelt brachen wir unser Vorhaben ab.
Auf dem Weg zum Strand ist die Straße von Müll gesäumt, manche Stellen gleichen einer Müllkippe.
Uns bleibt der Hype ein Rätsel. Auf der Suche nach etwas mehr Natur, fuhren wir ein bisschen mit dem Roller herum, fanden aber hauptsächlich Hotels, Restaurants und Shops. Dazwischen Müll, achtlos an den Straßenrand geworfen. Schließlich gelangten wir doch noch auf eine kleine Nebenstrasse mit Reisfeldern zu beiden Seiten. Das war eine schöne Abwechslung.
Ubud und die wahre Magie von Bali
Von Ubud waren wir zugegebenermaßen auch erstmal eher enttäuscht. Es zeichnete sich das gleiche Bild ab, wie zuvor in Seminyak. Überfüllte Straßen, Touristenmassen, ziemlich viel zugebaut mit Hotels und Geschäften. Auf den Gehwegen bewegten sich die hauptsächlich chinesischen Touristen im Gänsemarsch, soviel war los.
Die bekannten Tegallalang Reisterassen sind von Souveniershops gesäumt. Wir beobachteten einen Einheimischen, der versuchte, mit Hilfe eines offiziell aussehenden Quittungsblocks und einer Art Warnweste, Geld für den Eintritt zu verlangen. Wir flüchteten.
Was uns aber sehr gut gefallen hat, waren die Straßen von Ubud, die etwas mehr abseits der Hauptsehenswürdigkeiten zu finden waren. Hier reihen sich kleine Häuser aneinander, fast vor jedem sind kleine, monsterartige Statuen als Wächter aufgestellt. Überall Tempel, beinahe jedes Haus verfügt über einen eigenen Haustempel.
Wir fuhren dann aufs geratewohl mit dem Roller los und entdeckten einen entzückenden Wassertempel, in dem fast keine anderen Touristen waren.
In Balis Tempeln gilt eine strenge Kleiderordnung. Frau wie Mann müssen sich ein langes Tuch um die Beine wickeln. Als Frau geht natürlich auch ein langer Rock. Außerdem müssen Frauen sich ein weiteres Tuch um die Taille wickeln.
Derart ausgestattet betraten wir das riesige Areal des Tempels. Die Magie dieses Ortes kam teilweise von der einzigartigen Architektur, aber auch durch den Kontrast zur umliegenden, üppigen Natur und den Wasserbecken, mit teilweise riesigen Fischen. Einfach nur spektakulär. Es gibt wahrscheinlich noch abgefahrenere Tempel in Ubud, uns hat aber besonders die Ruhe und der Frieden hier sehr gut gefallen.
Menschen auf Bali
Wie ihr gelesen habt, hat uns einiges an Bali nicht so zugesagt. Eines hat uns aber von Anfang an total begeistert. Die Balinesen. Ganz anders als in China, ist Lächeln und Freundlichkeit hier wieder Gang und Gäbe. Die Menschen wirken stets super entspannt, gut gelaunt und freuen sich offensichtlich des Lebens. Das Interesse an uns ging oft über das rein geschäftliche hinaus, insbesondere natürlich abseits der großen touristischen Ströme.
Wir wollen auch auf keinen Fall diese ganze Insel über einen Kamm scheren, vielleicht gibt es hier auch noch schöne ruhige Ecken. Für uns war es die touristischste Destination, in der wir jemals waren.
Natürlich sind wir in Bali auch getaucht, unsere Erfahrung hierzu findest du in unserem nächsten Artikel, der hier bald erscheint.
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