Es ist kurz nach vier Uhr morgens, als wir in Makassar ins Taxi zum Flughafen steigen. Wir haben einen Flug nach Maumere, Flores. Flores ist weniger touristisch und erschlossen als die einschlägigen Orte in Sulawesi. Wir freuen uns riesig auf die neue Destination und unseren Plan für die letzten drei Wochen Indonesien, bevor unser Visa ausläuft.
Wir wollen ein paar Tage im Osten der Insel bleiben, dort schnorcheln und tauchen gehen. Dann gemütlich über die Insel gen Westen reisen und schließlich nach Labuan Bajo. Von dort aus erreicht man den berühmten Komodo Nationalpark, der sowohl über als auch unter Wasser eine faszinierende Natur bereit hält. Für die letzte Etappe innerhalb von Flores, haben wir bereits einen Flug gebucht, genau eine Woche später.
Längst nicht immer haben wir eine so konkrete Routen- und Zeitplanung. Und dann kam alles ganz anders…
Tropische Fieber Keule
In der ersten Nacht auf Flores wachte ich (Steffen) um 3 Uhr auf und war mir sicher, ich habe Fieber. Der Morgen brachte Gewissheit: 39,5 Grad. Dementsprechend fühlte ich mich, sämtliche geplanten Aktivitäten wurden ausgesetzt. Abwarten, gesund werden. Ziemlich genau 12 Stunden später ging es bei Sarah los. Auch knapp 39 Grad.
Das erste mal auf unserer Reise waren wir gleichzeitig krank. Das Fieber hielt bei uns beiden fünf zermürbende Tage an. Mit den üblichen begleitenden Grippe Symptomen wie Glieder und Muskelschmerzen, Kopfschmerzen, Schwäche usw. Etwas eigenartig fand ich meine gerötete Haut, wie bei einem leichten Sonnenbrand. Die Schmerzen direkt hinter den Augen waren mir auch nicht bekannt, können laut Dr. Google aber bei einer Grippe auftreten.
Erschreckend war diese extreme Schwäche, mit der wir zu kämpfen hatte. Der Kreislauf spielte verrückt, der Weg in die Hotellobby, zum Frühstücksbuffet, war kaum zu bewältigen. Auch Tage nach dem Fieber, besserte sich dieser Zustand nicht. Unseren Flug nach Labuan Bajo konnten wir nicht antreten, wir hätten den Transport zum Flughafen in Bajawa nicht gepackt.
Erschwerend hinzu kam, dass das Essen in unserem Hotel, nicht gerade zu unserer Stärkung beitrug. Obst und Gemüse waren die Ausnahme. Es gab nur trockenen Toast sowie Bratnudeln oder Bratreis, beides nicht lecker. Alle anderen Speisen waren für unseren westlichen Gaumen kaum zu ertragen. Wir mussten uns zum Essen zwingen, es buchstäblich runterwürgen. Im Rest von Maumere war die Situation nicht viel besser. Außer einfachen indonesischen Warungs, mit stark frittiertem Essen und undefinierbarem Fleisch in der Auslage, gab es keine Restaurants. Ganz davon abgesehen konnten wir wegen unseres Zustandes das Hotel nicht zu Fuß verlassen.
Mit jedem Tag der verging, fühlte ich mich schwächer. Ich hatte anhaltende Kreislaufbeschwerden und fiel buchstäblich vom Fleisch. In diesem Zustand, Sarah ging es mittlerweile besser als mir, beschlossen wir, Komodo zu verwerfen und von Maumere direkt nach Bali zu fliegen.
Wir wussten nicht, wann es uns wieder gut genug gehen würde, dass wir überhaupt etwas unternehmen können. Von Tauchgängen bei starker Strömung mal ganz abgesehen. Wir wollten zurück in die Zivilisation und endlich wieder gut essen. Nie zuvor habe ich so geschwächt und zittrig einen Flug angetreten, aber irgendwie ging es dann doch.
Zumindest konnten wir in der Luft noch ein paar atemberaubende Blicke auf die imposante Bergwelt von Flores erhaschen. Leider waren die Fenster für Fotos viel zu schmutzig. Flores, wir sind noch nicht fertig mit dir, wir kommen wieder!
Drei Wochen nachdem der Spuk begann, ließen wir in Singapur einen Bluttest machen. Wie sich herausstellte, hatte ich Dengue. Obwohl die Symptome bei Sarah ähnlich waren, konnte bei ihr kein Dengue nachgewiesen werden. Allerdings hatte ich deutlich länger mit einem geschwächten Kreislauf und starkem Schwindel zu kämpfen, typische Erscheinungen nach einer Dengue Infektion, die mehrere Wochen nach dem eigentlichen Fieber noch anhalten können.
Back in Bali
Unserem Lazarett auf Flores erfolgreich entflogen, genossen wir in Bali, genauer in Seminyak, für vier Tage unsere ruhige Unterkunft und eine breite Auswahl an wohltuendem westlichen Essen. Nicht zu vergessen, bunte, frisch gepresste Fruchtsäfte! Wir unternahmen täglich kurze Strandspaziergänge und fühlten uns langsam besser.
Mit zurückkehrenden Kräften wollten wir auch weg aus dem touristischen Seminyak. Wir entschieden, dem Norden von Bali einen Besuch abzustatten. Wir hatten noch acht Tage auf Bali, bevor am 4. September unser Flug nach Singapur gehen würde. Wir verbrachten vier Nächte in Pemuteran, ganz im Nordwesten von Bali, sowie vier Nächte in der Nähe von Tejakula, in dem kleinen Örtchen Les. Beides fanden wir super schön und waren angenehm überrascht.
Beschauliches Pemuteran
Auf der Suche nach einer günstigen Transportmöglichkeit von Seminyak nach Pemuteran, stieß ich im Netz auf einen Shuttle Service, den Pemuteran Shuttle. Hier kostete die Fahrt von Kuta nach Pemuteran 225.000 IDR pro Person. Das Ticket musste online im Voraus bezahlt werden, wir wurden am nächsten Tag vor einer Mall in Kuta abgeholt. Die rund vierstündige Fahrt ging einmal quer über die Insel und führte durch die fantastisch saftig grünen Berge in der Mitte von Bali. Hier bekamen wir nochmal eine ganz andere Seite von Bali zu sehen, wir fanden es traumhaft.
West Bali National Park
Nur wenige Kilometer von Pemuteran entfernt, beginnt der Taman Nasional Bali Barat. Der National Park. ist ein Paradies für (Hobby) Ornithologen, hier lassen sich verblüffend viele Vogelarten beobachten, mit Glück, den nur hier vorkommenden, Bali Star.
Zum Nationalpark gehören auch die kleine, vorgelagerte Insel Menjangan und rund 30 km² Meer. Ich unternahm vier Tauchgänge rund um Menjangan und war angenehm überrascht, wie spannend und abwechslungsreich die Unterwasserwelt ist.
Natürlich lässt es sich nicht mit unserer vorherigen Tauchdestination der superlative, Raja Ampat, vergleichen. In Menjangan hat es weniger Fische und die Sichtweiten sind geringer. Das Wasser hatte nur 26 Grad, nach einer Stunde tauchen war ich durchgefroren. Trotzdem bekam ich Weißspitzen Riffhaie zu Gesicht, sowohl ausgewachsen als auch Babies in einer Höhle. Es gibt schön bewachsene Steilwände und ich sah das erste Mal den wundersamen Schaukelfisch.
Mittagspause machten wir auf Menjangan, was auf indonesisch Reh bedeutet. Die Einheimischen gaben der Insel diesen Namen, weil Wild Herden jedes Jahr im Frühling auf die Insel schwimmen. Dabei legen sie eine Strecke von rund zwei Kilometern durchs Meer zurück. Bei unserer kurzen Erkundung, sahen wir bereits nach ein paar Schritten, die wir uns vom Strand entfernten, eine Herde mit Rehen und Hirschen, die uns argwöhnisch beobachteten.
Biorock Korallenprojekt
Am Strand von Pemuteran gibt es das weltweit größte Biorock Coral Restoration Project. Metallgerüste werden in ein paar Meter Tiefe ins Wasser gesetzt und unter leichte elektrische Spannung gesetzt. Dadurch wachsen Korallen fünf bis zehn mal schneller, als sie es ohne Strom würden. Wer mehr über das Biorock Projekt wissen möchte, findet hier die Infos.
So bemerkenswert die Erfolge der Korallen Wiederaufforstung auch sind, in Pemuteran wird das Projekt bereits seit 18 Jahren betrieben, für mich sind sie vor Allem ein Mahnmal. Hartkorallen wachsen unglaublich langsam, im Schnitt zwischen 0,5 bis 3 cm pro Jahr. Wenn man Korallenstöcke von mehreren Metern Höhe sieht, bewundert man also Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte lang gewachsenes Leben.
In Indonesien wurden in den 80er und 90er Jahren unglaublich viele Riffe durch Dynamit und Zyanid Fischerei komplett zerstört. Diese Schäden sind bis heute vielerorts offensichtlich. Die Riffe erholen sich nur sehr langsam. Die Wiederbesiedlung mit Korallen dauert viel länger, als die Zerstörung intakter Gebiete. Der Fokus sollte, nicht nur in Indonesien, vor Allem darauf liegen, noch vorhandene, gesunde Korallenriffe zu schützen. Wahrlich keine leichte Aufgabe. Steigende Temperaturen, erhöhter CO2 Gehalt der Meere, Überfischung, Meeresverschmutzung usw. setzen Korallenriffe weltweit unter zunehmenden Druck.
Baby Schildkröten anschauen im Turtle Project
Ein weiteres Naturschutzprojekt in Pemuteran ist die Schildkröten Station im Reef Seen Diver’s Resort. Es gibt tägliche Führungen, Kostenpunkt 25.000 IDR. Bei der letzten am Nachmittag, werden die Schildkröten gefüttert. An dieser nahmen wir teil. In der Station werden die Eier aus Schildkrötennestern vom Strand in einem Gehege ausgebrütet, sicher vor Fressfeinden und Menschen. Nach dem Schlüpfen werden die kleinen Baby Turtles in verschiedenen Wasserbecken rund einen Monat aufgepäppelt, bevor man sie in die Freiheit entlässt. So weit, so gut.
Trotzdem habe ich etwas gemischte Gefühle bezüglich dem Projekt. Das Freilassen der Schildkröten wird für 100.000 IDR (ca. 6 EUR) Touristen angeboten. Das ist natürlich beliebt und wird gerne genutzt. Das eingenommene Geld kommt dem Projekt zu Gute. Da die Nachfrage danach so groß ist, darf pro Tourist, bzw. pro Familie nur eine Schildkröte freigelassen werden. Und genau hier sehe ich das größte Problem.
Die einen Monat alten Schildkröten werden nur in kleinen Gruppen, oder gar einzeln, frei gelassen. Nicht in ihrer kompletten Anzahl. Folglich ist, meiner Logik nach, weniger Schutz durch die größere Nummer an Schildkröten gegeben, was die Natur normalerweise extra so eingerichtet hat. Ich fragte genau das nach, die Antwort stellte mich nicht wirklich zufrieden.
Mir wurde erklärt, dass die Schildkröten direkt nach dem Schlüpfen eine Chance von 1:1000 haben, das Erwachsenenalter zu erreichen. Da sie die Schildkröten vor Ort den ersten Monat in Sicherheit halten und aufziehen, hätten diese Tiere eine Chance von 1:100, also 10 mal besser. Das klingt natürlich super und ist nachvollziehbar. Dennoch frage ich mich, ob die Chancen nicht nochmal besser wären, wenn man alle Tiere aus einem Nest gemeinsam ihren Weg ins offene Meer antreten ließe.
Wir widerstanden der Versuchung, die 100.000 IDR auszugeben und so mal eine Baby Turtle in der Hand zu halten. Die Babies sind auf jeden Fall super süß.
Yummie Time in Pemuteran
Wir haben in Pemuteran stets gut gegessen, das war längst nicht überall in Bali der Fall. Wir hatten das Gefühl, Pemuteran ist eine kleine kulinarische Oase. Was angesichts unseres mordsmäßig ausgehungerten Zustands sehr wichtig war.
Besonders zu empfehlen ist das kleine, und zu den Stoßzeiten entsprechend volle, “Warung Setia Pemuteran”. Hier gibt es ausgesprochen leckere Gerichte, mit viel bunten und frischen Zutaten. Zum Beispiel ein rote Bete Avocado Salat mit echtem Balsamico Dressing, yummie.
Entspannung pur in Les
Für unsere letzten vier Tage auf Bali, wechselten wir nochmal den Ort, wir fuhren nach Les. Das kleine Örtchen liegt wenige Kilometer östlich von Tejakula. Wir hatten eine wunderschöne Unterkunft, direkt am Strand gelegen. Hier trafen wir uns mit Freunden, die wir zu Beginn unserer Reise in Indien kennengelernt haben.
Les ist definitiv kein Touristenort, hier war nochmal deutlich weniger los als in Pemuteran. Es gibt hauptsächlich einfache, indonesische Warungs und nur wenig Unterkünfte. Der Strand ist mit großen Felsen befestigt und es geht steinig ins Wasser, Liegen sucht man hier vergebens. Dafür reihen sich die typischen kleinen balinesischen Fischerboote unter Tags nebeneinander am Beach. Vermutlich ist das der Grund, warum bisher keine großen Resorts gebaut wurden, um Touristen anzulocken. Wir fanden es super so.
In Les spürt man noch einen ursprünglichen Charme. Am Wasser entlang befinden sich viele Salinen. Hier wird auf traditionelle Art und Weise Salz gewonnen. Wir verbrachten gemütliche Tage in super Gesellschaft und toller Natur. Ein würdiger Abschluss unserer insgesamt drei Monate in Indonesien. Besonders eindrucksvoll war unser Rollerausflug in die Berge, zum Vulkan Batur. Am besten lasse ich die Bilder für sich selbst sprechen.
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