Coiba und Santa Catalina
Schon von Deutschland aus hatten wir einen dreitägigen Tauchtrip auf und um die Insel Coiba gebucht. Wie sehr sich diese, doch etwas kostspielige, Entscheidung ausgezahlt hat, erfahrt ihr hier.
Coiba ist die größte unbewohnte Insel der Welt
Im Jahr 2005 hat die UNESCO den Coiba Nationalpark zum Weltnaturerbe erklärt. 22 Kilometer südlich von Panamas Küste, im Pazifik gelegen, war die Insel Coiba von 1919 bis 2004 eine Gefängnisinsel, ein eher düsteres Kapitel seiner Geschichte. Durch den über 80 Jahre lang stark beschränkten Zutritt von Menschen auf Coiba, blieb die Natur unberührt und ist heute streng geschützt.
Anreise von Santa Catalina
Die Anreise auf Coiba erfolgt per Boot von dem kleinen, verträumten, bei Surfern sehr beliebten Örtchen Santa Catalina aus. Schon auf der Autofahrt nach Santa Catalina wird einem bewusst, dass man mehr und mehr in eine abgelegene Gegend vorstößt. Die Straße schlängelt sich über Kilometer durch Felder und kleine Wäldchen und nur noch vereinzelt kommt man an einfachen Behausungen oder kleinen Orten vorbei. In Santa Catalina angekommen gab es dann nachmittags keinen Strom und somit kein fließend Wasser. Kein außergewöhnlicher Umstand, wie wir erfuhren. Offiziell wird der Stromausfall zwar stets mit technischen Problemen begründet. Die tatsächliche Ursache liegt aber vermutlich woanders. Panama hat sich vertraglich verpflichtet, Costa Rica mit Strom zu versorgen. Bei Nichterfüllung drohen hohe Vertragsstrafen. Wenn die Energie knapp ist, wird in den entlegeneren Ecken der Energie-Hahn zugedreht, da sind sich die Einheimischen in Santa Catalina sicher.
Scuba Coiba Divecenter
In Santa Catalina angekommen bezogen wir Quartier und checkten im Dive Center Scuba Coiba ein. Die übliche Prozedur ging schnell und unkompliziert von Statten und natürlich wollte die Rechnung für den Tauchtrip beglichen werden. Eine kleine Anzahlung hatten wir bereits von Deutschland aus getätigt, den Rest bezahlten wir in bar. Das machte den Preis günstiger, als wenn wir mit Kreditkarte bezahlt hätten. Gut zu wissen: Es ist in Panama nicht immer einfach, größere Summen an Bargeld abzuheben. Außerhalb der Ballungsgebiete waren Bankautomaten manchmal leer, oder eine Schlange an Menschen stand davor. Wir mussten mehrere ATMs in verschiedenen Orten aufsuchen, um die ca. 1000 Dollar in bar zusammen zu bekommen. Eine Beschränkung des auf einmal abhebbaren Geldes erschwerte unser Vorhaben zusätzlich.
Am nächsten Morgen ging es dann, nach erfolgtem Briefing, aufs Boot Richtung Isla Coiba. Insgesamt machten wir in drei Tagen neun Tauchgänge. Jeder einzelne war für mich ein sensationelles Erlebnis, und jedesmal trafen wir auf Weissspitzen Riffhaie. Diese ließen sich von uns Tauchern nicht stören und konnten hervorragend beobachtet werden. Zum Teil kamen sie neugierig auf unter zwei Meter heran, um uns zu inspizieren. Ich war total begeistert. Bis dato hatte ich nur zweimal unter Wasser einen Riffhai zu Gesicht bekommen, und beide Male zog der Hai sich schnell zurück.
Die Tauchbedingungen waren im Frühjahr 2016 auf Coiba recht abenteuerlich. Man wusste nie, was einen an Temperatur oder Sichtweite bei bevorstehendem Tauchgang erwarten würde. Dies lag, wie unser Guide Cedric erklärte, am Wetterphänomen El Nino.Tauchen auf Coiba ist prinzipiell kein ausschließliches “Schönwetter” Tauchen. Die Riffe sind zum Teil recht felsig und gräulich. Selten erstrahlen sie in bunten Korallen Farben. Die Sichtweiten können von Haus aus gering sein, für uns wurde das zusätzlich durch El Nino verstärkt. Das Wasser war mitunter recht grünlich. Für frisch gebackene Tauchanfänger ist Coiba vermutlich nicht das beste Ziel.
Die Kombination aus nährstoffreichem Pazifik und dem Nationalpark Coiba sorgt für einen erstaunlichen Fischreichtum. Dementsprechend gibt es viele Jäger unter Wasser, viel mehr als in den karibischen Gewässern Panamas. Das entschädigte mich für sämtliche Einschränkungen in punkto Sichtweite oder Korallenbewuchs. Bei unserem letzten Tauchgang erlebten wir diesbezüglich das Ultimum. In ca 12 Metern Tiefe drifteten wir über ein felsiges Riff und sahen in alle Richtungen Whitetips und freischwimmende Muränen. Wir kamen aus dem Staunen nicht mehr raus.
Coiba über Wasser
Auch über Wasser gibt es auf Coiba so einiges zu Bestaunen. Wir verbrachten zwei Nächte in der Nationalparkanlage in einem Bungalow, direkt unter einem riesigen, voll mit Früchten behangenen Mangobaum. Es ist übrigens recht laut, wenn so eine Mango auf das Blechdach über einem fällt. Reife Mangos sind nicht nur für Menschen ein Genuss. Beim Frühstück sitzend konnten wir eine Gruppe Kapuzineraffen beobachten, welche sich lautstark über die Früchte hermachten. Agutis zeigten sich zahlreich und wenig scheu. Rabengeier warteten geduldig auf die Bioabfälle aus der Küche. Und immer wieder sahen wir unterschiedlich große Echsen und Warane.
Cedric erzählte uns, dass es früher auf Coiba auch ein, mehr oder weniger, zahmes Krokodil Namens Tito gab. Zumindest war es an Menschen gewöhnt, vor allem daran, dass es jeden Abend mit Fischen gefüttert wurde. Diese bekam Tito von einem Ranger stets aus einer weißen Plastiktüte zugeworfen. Leider führte dies letztlich dazu, dass Tito eines Abends einen äußerst verschreckten Touristen über den Strand jagte. Dieser trug, ihr ahnt es vielleicht, eine weiße Plastiktüte bei sich. Tito vermutete in dieser wohl seine ihm zustehenden Fische. Zufällig war genau an diesem Tag auch der Nationalparkdirektor anwesend. Mit sofortiger Wirkung war das Füttern von Tito nicht mehr erlaubt. Vielmehr gab der Direktor die Anweisung, den Strandabschnitt, über welchen Tito in die Parkanlage kam, mit einem Zaun abzusperren. Dieser wurde direkt am nächsten Tag errichtet. Laut Cedric war das die größte Sensation an dieser, wie ich finde, recht lustigen Geschichte. Noch nie zuvor, so mutmaßte er, wurde in Panama ein beschlossenes Bauvorhaben, egal wie groß, am nächsten Tag in die Tat umgesetzt. Tito wird noch ab und an gesichtet, auch in Gesellschaft eines Weibchens. Die Ranger tauften es Tita. Wir selbst bekamen kein Krokodil zu Gesicht, sahen aber auf einer kleinen Nachbarinsel deutliche Spuren im Sand. Die Krokodile gehen in der Abenddämmerung auf die Jagd im Wasser. Hier wurde mir auch abgeraten zu Schnorcheln.
Leider vergingen unsere drei Tage auf und um Coiba viel zu schnell. Wir wären sehr gerne länger geblieben, sowohl über als auch unter Wasser. Zurück in Santa Catalina erfreuten wir uns zivilisatorischer Annehmlichkeiten wie heissem Wasser zum Duschen und einer Auswahl an verschiedenen Restaurants und Speisen.
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