Balis Osten
Ganze sieben Monate waren wir bereits unterwegs, bevor wir nach Indonesien kamen. Sieben Monate, die wir unsere Tauchmasken und Schnorchel im Gepäck mit uns rumtrugen, ohne sie zu benutzen. Das wollten wir auf Bali ändern. Die Strände an der Westseite (Kuta, Seminyak, Changu) sind klassische Surfstrände, hier braucht man ein Brett, keine Maske. Auf der Ostseite von Bali gibt es Tauch- und Schnorchelgebiete. Klar, dass wir uns aufmachten, diese Gegend sowohl über als auch unter Wasser zu erkunden.
Tulamben
Direkt vor Tulamben liegt das weltberühmte Wrack der USAT Liberty. Laut Internetrecherche sowohl zum Tauchen als auch zum Schnorcheln geeignet. Wir buchten uns also direkt in Tulamben ein Hotel mit recht guten Bewertungen und angeschlossenem Divecenter. Als Transportunternehmen können wir Perama Tours wärmstens empfehlen. Der Shuttlebus steuert täglich verschiedene Hotspots auf der Insel an, und der Transfer ist sehr viel günstiger als mit dem Taxi. Die 3,5 stündige Fahrt war kurzweilig. Raus aus Denpasar zeigte sich Bali von seiner schönen Seite. Die Fahrt ging durch saftig grüne Wälder und kleine Ortschaften. Vorbei an vielen Tempeln, vereinzelte Blicke auf das türkisblaue Meer erhaschend, freuten wir uns auf unser Ziel.
In Tulamben angekommen wollten wir so schnell wie möglich ins Wasser. Endlich Korallen, endlich Fische, endlich klares Blau.
Der Strand in Tulamben besteht aus Vulkangestein, relativ großen, von den Gezeiten rundgeschliffenen Steinen. Diese erschweren, je nach Brandung, den Ein- und vor allem Ausstieg aus dem Wasser erheblich. Hier kann man sich richtig wehtun. Noch gibt es keine Jetty, das würde hier Sinn machen. Am Strand war viel los, alle Divecenter in Tulamben gehen mit ihren Gästen über den Strand ins Wasser.
Der Ort Tulamben ist ziemlich langweilig, hier schufen wir den Begriff Taucherghetto. Es reihen sich Unterkünfte und Divecenter aneinander, die meisten direkt an der Straße. Die Speisekarten der Restaurants unterschieden sich wenig bis gar nicht, die Gerichte schmeckten größtenteils langweilig und lieblos.
Motorroller-Koller
Mag eine Unterkunft direkt an der Straße nie sonderlich reizvoll sein, in Indonesien ist das noch eine Nummer härter. Nirgends zuvor haben wir so viele, wirklich abartig laute motorisierte Zweiräder erlebt. “They take pride in it!”, sagte uns ein Engländer, mit dem wir darauf zu sprechen kamen. Ein Auspuff dient in Indonesien hauptsächlich als Schallverstärker. Ich (Steffen) vermute ganz stark, eine nächtliche Rundfahrt mit so einem Gefährt, durch eine beschauliche Wohnsiedlung in Deutschland, würde einen großangelegten Antiterroreinsatz nach sich ziehen. Ferner gab es, ganz anders als wir es bisher aus Asien gewohnt waren, weder in Tulamben noch in Amed, Speedbraker auf der Straße. Folglich kann man auch ungehindert mit hoher Geschwindigkeit durch die Ortschaften donnern. “They take pride in that, too!”.
Für uns hatte das zur Folge, dass wir unseren Aufenthalt in Tulamben verkürzten. Wir hatten gehört, die Gegend um Amed sei chilliger und böte mehr Auswahl an Restaurants, da wollten wir hin. Ich betauchte einmal das Wrack, und wir zogen weiter. Der Tauchgang war ok. Vielleicht bin ich verwöhnt, aber wirklich begeistert hat mich dieser Tauchplatz nicht. Viel Sand, Korallen nur am recht verfallenen Wrack und, das störte mich am Meisten, Heerscharen von anderen Tauchern. Mit anderen Worten, der (Bali) Hype ging unter Wasser weiter.
Amed
Wir begaben uns, wieder mit dem Perama Shuttle, von Tulamben ins nah gelegene Amed. Amed besteht aus mehreren kleinen Ortschaften entlang der Küstenstrasse im Osten Balis. Wir hatten uns in Jemeluk eine Unterkunft gebucht. Diese war zwar schön, aber leider befand sich unser Bungalow direkt an der Straße. Nach einer Nacht zogen wir in ein weiter von der Straße entferntes Homestay um. Jemeluk gefiel uns besser als Tulamben, wenn auch das Gefühl des Taucherghettos nicht ganz fern blieb.
Der Strand in Jemeluk besteht aus dunklem, heißen Vulkansand, auf keinen Fall Mittags barfuß an den Beach gehen. Die Brandung war nur sehr leicht. Wir genossen es, hier täglich in der Bucht schnorcheln zu gehen. Ich unternahm zwei Tauchgänge, die ich ganz nett fand, nicht mehr. Viele Hartkorallenfelder liegen in Trümmern. Zwar werden sie oft neu von Weichkorallen bewachsen, aber die Schäden am Riff sind trotzdem offensichtlich.
Sarah hatte das Pech, bei ihrem refresh Tauchgang in eine Strömung voller Plastikmüll zu geraten. Auf jeden Fall lohnt es sich, sowohl in Tulamben als auch in Amed, die Preise der Divecenter zu vergleichen. Ich war mit Dive Concepts tauchen, für 300.000 IDR pro Tauchgang. In anderen Centern wurden bis zu 500.000 aufgerufen.
Rollerausflug in Ameds Umgebung
Nicht zum ersten Mal auf unserer Reise, hatten wir die größte Freude, als wir uns für einen Tag einen Roller mieteten. Die Umgebung von Amed auf eigene Faust zu erkunden, machte außerordentlich viel Spaß. Wir fuhren an ein paar Strände, schnorchelten am Japanese Wreck und fuhren dann noch in die Berge. Die Natur hier im Osten Balis ist wunderschön, die Straßen sind in einem sehr guten Zustand, prädestiniert zum Cruisen.
Leider war auch in Amed die Essenssituation suboptimal. Die Restaurants unterschieden sich quasi überhaupt nicht in ihrer Auswahl und, schlimmer noch, die Gerichte schmeckten meist super fad. Hier mussten wir unsere Ansprüche runterschrauben, Richtung Hauptsache satt. Zum Glück stellte sich noch heraus, dass das längst nicht überall in Indonesien der Fall sein muss.
Unterwasser Highlights auf Nusa Penida
Bali vorgelagert befinden sich drei kleine Inseln. Nusa Lembogan, Nusa Ceningan und die größte aus dem Inseltrio, Nusa Penida. Hier blieben wir acht Tage und genossen es sehr, dem Trubel Balis entflohen zu sein.
Nur einen Kilometer von der berühmten Crystal Bay entfernt befindet sich das Reeflex Divecenter. Die Tauchbasis war mir auf Anhieb sehr sympathisch. Nettes, lustiges aber professionelles Personal, neues Equipement (die ganze Basis ist neu) und einen starken Fokus auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Ich habe mitbekommen, dass die Crew dort auch Vorträge von Naturschützern und Umweltaktivisten zum Erhalt der Riffe bekommt. Ich war sechs Mal mit Reeflex tauchen und richtig begeistert.
Manta Point
In rund 200 Tauchgängen in tropischen Gewässern, hatte ich, vor Nusa Penida, noch nie eine Begegnung mit Manta Rochen unter Wasser. Entsprechend groß war die Vorfreude, dies endlich zu ändern. Nusa Penida ist weltberühmt für seine Riffmantas, die man hier das ganze Jahr über antreffen kann. Wir sahen sie sogar von den Klippen aus, 200 Meter unter uns, im Wasser schwimmen. Riffmantas leben immer küstennah. Mit maximal fünfeinhalb Metern Spannweite werden sie nicht ganz so groß wie ihre Verwandten, die Riesenmantas. Diese erreichen bis zu sieben Meter Spannweite! Der Tauchgang am Manta Point hielt was er versprach. Mantas unter Wasser.
Viele Mantas!
Das Wasser am Manta Point ist nur rund 12 Meter tief und meist kalt. Die Strömungen rund um Nusa Penida sind berüchtigt und bringen im Süden kaltes, nährstoffreiches Wasser mit sich. Mantas ernähren sich von Plankton, deshalb sind Begegnungen in kristallklarem Wasser weniger wahrscheinlich.
Doch genug der Fakten. Es fällt mir schwer in Worte zu fassen, was ich fühlte, als plötzlich rechts von mir, relativ nah, der erste Manta dahin glitt. Mantas sind der Inbegriff an majestätischer Eleganz. Sie schwimmen nicht, sie fliegen durchs Wasser. In ihren Bewegungen liegt für mich eine erhabene Anmut, welche die Weite der Ozeane und die Freiheit sich darin zu bewegen vereint.
Es blieb nicht bei dem Einen. Stellenweise zählte ich acht Mantas auf einmal, mit Spannweiten zwischen zwei und dreieinhalb Metern. Sie waren rund um mich herum. Verschwanden in die eine Richtung und tauchten aus der anderen wieder auf. Ich war vollkommen verzaubert. Und nach fast einer Stunde unter Wasser entsprechend durchgefroren. Trotzdem sprang ich direkt nach dem Tauchgang nochmal mit unserer kleinen Unterwasser Kamera ins Wasser, um vielleicht ein gutes Bild zu bekommen. Das Resultat wird ihnen nicht gerecht.
Tauchen im Norden von Nusa Penida
Größter Vorteil hier, das Wasser ist warm. 29 Grad an der Oberfläche, 29 Grad auf 30 Meter. Das Riff fällt schräg ab in die Tiefe und wir ließen uns von der Strömung an ihm vorbeitragen. Wunderschöner, abwechslungsreicher Korallenbewuchs, Schildkröten, viele Fische, klare Sicht. Hier war Entspannungstauchen pur angesagt.
Crystal Bay
Ein weiterer, weltberühmter Tauch und Schnorchelplatz auf Nusa Penida. Hier kann man mit Glück auf die faszinierenden Mola Molas treffen, auch Sunfish oder im Deutschen Mondfisch genannt. Das Glück hatten wir nicht, ich ging hier aber auch nur einmal Tauchen.
Die Crystal Bay ist leider überlaufen. Hier kommen nicht nur täglich viele Tauchboote in die Bucht, auch Schnorchler werden in Massen im Wasser abgesetzt. Unter Wasser sieht man viele Gruppen von Tauchern, beim Schnorcheln muss man nicht nur um die Gruppen von anderen Schnorchlern manövrieren, sondern auch richtig aufpassen, mit keinem vor Anker liegenden Boot zu kollidieren. Das trübte den Spaß in der Crystal Bay.
Der Trubel ist jedoch nachvollziehbar, die Bucht ist wirklich schön. Einmal sahen wir beim Schorcheln eine Seeschlange zwischen den Korallen, eine frei schwimmende Muräne, und am Ende noch einen Banded Bamboo Shark. Das war cooler als der Tauchgang dort.
Auch über Wasser hat Nusa Penida viel zu bieten, das erfahrt ihr im nächsten Artikel.
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