Anfahrt nach Hampi
Mit dem Zug fuhren wir von Margao früh morgens los nach Hospet, den nächstgelegenen Bahnhof. Die Fahrt geht mitten durch die Berge zwischen Goa und Karnataka, hier war die Landschaft atemberaubend schön. Der Zug schlängelte sich langsam dahin. Wir bestaunten dicht mit Dschungel bewachsene grüne Täler und Berggipfel. Auf der anderen Seite des Gebirgszugs, in Karnataka, erstreckte sich flache Agrarlandschaft. Nach rund 7 Stunden Fahrt erreichten wir Hospet.
Noch am Bahnsteig stürzten sich die ersten Rikscha Fahrer auf uns, in der Hoffnung, uns vollkommen überteuert nach Hampi zu fahren.
Wir sind jetzt schon eine ganze Weile in Indien unterwegs, und natürlich kennen wir das zur Genüge. Trotzdem schaffen wir es nicht immer, ruhig zu bleiben, wenn wir uns sehr bedrängt fühlen. “Es gibt keinen Bus nach Hampi” lügt uns ein Fahrer ins Gesicht – tief durchatmen, diese Lüge kennen wir schon. Wir sind trotzdem für wenige Rupies mit dem vermeintlich nicht existierenden lokal Bus nach Hampi gefahren.
Felsen und Tempel in Hampi
Im Bus bekamen wir die ersten Eindrücke von der wirklich einzigartigen Landschaft rund um Hampi. Die Felsketten aus lauter einzelnen Granitblöcken schauen aus, als ob Titanen die Steine aufeinander getürmt hätten. Wir haben nie zuvor etwas ähnliches gesehen.
Die berühmten Granithügel um Hampi gehören zu den ältesten Gesteinsformationen überhaupt. Wissenschaftler datieren das Alter der Granitblöcke auf 2,5 bis 4 Milliarden Jahre. Wer es genauer Wissen möchte, kann hier nachlesen.
Zwischen den Hügelketten verteilt befinden sich dutzende Tempelruinen. Diese sind natürlich interessant, ließen uns aber nicht derart staunen, wie die zauberhafte Landschaft drum herum.
Nach ein paar verfallenen Tempeln entschieden wir uns, keine Weiteren zu besichtigen, sondern unsere Zeit mehr in der Natur und auf den Hügelketten zu verbringen.
Die dunkle Seite von Hampi
Hampi liegt am Südufer des Flusses Tungabhadra. Sämtliche (noch) existierende Unterkünfte in Hampi liegen am gegenüberliegenden Flussufer. Per Fähre kann man zwischen den Ufern hin und her, wenn auch nicht ganz ohne Tücken. Es gibt zwei kleine Boote, die für je 20 Leute Platz haben und zwischen den Ufern verkehren. Merkwürdigerweise bringt die eine Fähre die Touristen ausschließlich von A nach B, nicht umgekehrt. Die andere Fähre bedient die entgegengesetzte Richtung. Einheimische dürfen mit beiden Fähren in beide Richtungen fahren, während wir Touristen am Ufer, in der Mittagssonne schmachtend, das Boot leer von unserem Ufer wieder hinüber fahren sahen. Eine weitere Geduldsübung, Indien hält davon zur Genüge bereit. Das letzte Boot fährt um 17:30 Uhr, wenn man danach noch nicht rüber gefahren ist muss man zum völlig überteuerten Preis die Rikscha nehmen, welche die 5km entfernte Brücke überquert.
Früher gab es in Hampi auf beiden Seiten des Flusses sowie im Umland Unterkünfte. Das ändert sich aber zunehmend. Bereits 2011 wurden rund um den Bazar von Hampi die Wohnhäuser und Shops von 320 Familien, nach nur 12 Stunden Vorankündigung, von Bulldozern dem Erdboden gleichgemacht. 1500 Einwohner Hampis wurden obdachlos und verloren ihre Existenz. Dieses Vorgehen der Behörden hat Methode, die Abrisse halten an. Mittlerweile sind auch in der Umgebung von Hampi sämtliche Unterkünfte von einheimischen Indern, langsam über die Jahre errichtet, abgerissen worden.
Hier geht es zu dem Bericht eines Augenzeugen:
Hampi island demolition und Hampi demolitions continue
Heute kann man nur noch auf der sogenannten Hampi Island übernachten. Hier reiht sich Unterkunft an Unterkunft, die Unterschiede sind gering. Wie wir mittlerweile wissen, schwebt auch hier ein Damoklesschwert über den Betreibern der Unterkünfte. Jeden Tag könnten Die Bulldozer anrollen. Das sorgt natürlich für eine seltsame Stimmung vor Ort. Tatsächlich empfanden wir unser Guesthouse und das zugehörige Restaurant als extrem unfreundlich, nahe an der Grenze zur Unverschämtheit. Mit dem Wissen um die Hintergründe, wird das etwas verständlicher.
Offiziell werden diese drastischen Maßnahmen damit erklärt, dass Hampi zum Weltkulturerbe der Unesco gehört. Die Wahrheit liegt aber vermutlich in irgendwelchen Plänen zur Gewinnmaximierung und der Schacherei einzelner einflussreicher Personen in der Provinz.
Alkoholverbot in Hampi
Nachdem Anfang 2017 ein Tourist im Virupaksha Tempel Alkohol konsumiert hat, gab massive Proteste seitens der Bevölkerung, es folgte ein generelles Alkoholverbot in Hampi. Für Indien-Touristen, die keinen Respekt für die Werte der Hindus zeigen, können wir keinerlei Verständnis aufbringen. Ich kann mir keinen heiligen Ort, ganz gleich welcher Religion, vorstellen, in dem Touristen mit Alkoholflaschen in der Hand gern gesehen sind. Das Alkoholverbot bezieht sich auf ganz Hampi, also auch auf die Cafes und Restaurants auf der anderen Flußseite. Auf Nachfrage bekommt man aber trotzdem Bier serviert. Natürlich zu überteuerten Preisen und der Bitte, es stets unter der Tischplatte stehen zu haben, falls die Polizei vorbeischaut. Gekifft wird wiederum ganz offen, hier scheint keinerlei Diskretion nötig zu sein.
Was man in Hampi sonst noch unternehmen kann:
- Auf den Felsen herumklettern:
Unser absoluter Topfavorit in Hampi! Es ist wunderschön und atemberaubend und wir konnten nicht genug davon bekommen. Es gibt hier keine Empfehlung wo man das genau machen soll, such dir einfach einen hübschen Felshaufen und klettere drauf los. Das ist übrigens auch gut um Angst vor Abgründen zu überwinden 😉
- Mit dem Roller die Gegend rund um Hampi erkunden:
Auch absolut lohnenswert, günstig einen Roller mieten und an den leuchtend grünen Reisterrassen vorbei und um die Felsen herum fahren. Die kleinen Dörfer und Siedlungen in der Gegend sind bäuerlich geprägt, und man trifft auf einen Haufen unterschiedlicher Tiere. Die Dorfbewohner, insbesondere die Kinder, freuen sich über den Besuch.
Tipp: Bevor du dir einen Roller ausleihst, solltest du fragen, welche Permit der Roller hat. In Hampi werden Roller angeboten, die nicht rüber auf die Hampi-Bazar Seite fahren dürfen. Hier drohen saftige Bußgelder von mehreren tausend Rupies.
- Den See besuchen und darin baden:
Ganz in der Nähe gibt es einen kleinen wunderschönen See mit sauberem Wasser. Hier kann man baden und an manchen Stellen auch von den Felsen ins Wasser springen. (Begebenheiten und Wassertiefe vorher prüfen!) Aber auch wenn man nicht ins Wasser geht, lohnt sich die Fahrt dort hin, einfach weil er so pittoresk aussieht. Es gibt auch die Möglichkeit mit einem traditionellen runden Boot auf dem See eine Runde zu drehen.
- Auf den vom Tag aufgewärmten Felsen sitzen und den Sonnenuntergang betrachten:
Am besten sucht man sich für den Sonnenuntergang einen schönen Felsen am Sunset Point auf der Hampi Island Seite. Hier treffen sich sowieso die meisten Traveler, es wird getrommelt und kleine einheimische Jungs verkaufen heißen Chai.
- Mit anderen Reisenden reden:
In Hampi trifft man die unterschiedlichsten Reisenden aus den verschiedensten Ländern. Man kommt sehr einfach ins Gespräch und hört so oft verrückte und inspirierende Lebensgeschichten.
Unser Aufenthalt in Hampi war geprägt von den Umbrüchen, die diese Region im Moment mitmacht. Das magische Hampi, wo sich Hippies auf den Felsen zum Sonnenuntergang treffen, trommeln, Yoga machen und in den umliegenden günstigen Guesthouses wohnen, wird es wahrscheinlich bald nicht mehr geben. Trotz gewisser Widrigkeiten während unseres Aufenthalts, sind wir froh, Hampi noch so gesehen zu haben. Die Vorstellung, nur in Hospet in überteuerten Unterkünften absteigen zu können, um mit Reisebussen in Gruppen zu den Ruinen gefahren zu werden, finden wir wenig reizvoll.
3 Kommentare