Nach unserer gemütlichen Zeit in Pokhara und unserem Trek zum Mardi Himal, sehnten wir uns nach Abwechslung und freuten uns auf ein wenig Kultur. Mit dem Nachtbus fuhren wir ins wuselige Kathmandu.
Die Hauptstadt Nepals liegt im gleichnamigen, dicht besiedelten Kathmandu Valley, die Metropolregion zählt rund fünf Millionen Menschen. Das historische, kulturelle und wirtschaftliche Zentrum Nepals, hat atemberaubende Tempel und Paläste zu bieten. Die Auswahl an touristenfreundlichen Unterkünften, Restaurants und Bars ist auch nicht zu verachten.
Wohnen, Essen, Trinken & Ausgehen in Kathmandu
Auf diese vier Kategorien gibt es eigentlich nur eine Antwort und die lautet Thamel.
Das Viertel Thamel ist laut, chaotisch und an jeder Ecke wartet jemand, der dir was verkaufen will oder dich anbettelt. Die Auswahl an gemütlichen Bars, Restaurants für jeden Geschmack und Unterkünften, von Luxus- bis preiswerte Packpacker-Absteige, macht dieses Viertel aber zum Anziehungspunkt.
Hier gibt es alles, auch größere Supermärkte, mit einer für Nepal guten Auswahl an Produkten. Du kannst dich hier auf deinen Trek vorbereiten, es gibt Reiseveranstalter und Trekkingläden. Und du triffst jede Menge Gleichgesinnte, mit denen du dich austauschen kannst, oder einfach nur einen trinken.
Im Thamel, so ein bisschen raus aus dem Hauptgewühl, hat es uns am besten gefallen.
Preislich fanden wir den Thamel etwas teurer als Pokhara – sowohl beim Essen als auch bei den Unterkünften.
Durbar Square
Die Geschichte Kathmandus ist sagenumwoben und legendenreich. Die Paläste, Pagoden und Tempel am Durbar Square zeugen davon. Die Atmosphäre ist einzigartig, Kathmandu verzauberte uns.
Eintrittspreis
Um den Bereich des Durbar Square besuchen zu können, wird ein Eintrittsgeld von 1000 Rupien für Ausländer verlangt. Das, für Nepal, recht hohe Eintrittsgeld wird zum Wiederaufbau und zur Restaurierung der vom Erdbeben beschädigten Bauwerke verwendet. Wir haben diesen Preis bezahlt und hoffen, das Geld wird wirklich dafür verwendet.
Erdbebenschäden
Für uns war es natürlich schwer einzuschätzen, wie der Durbar Square vor dem Erdbeben ausgesehen hat. Viele Gebäude wurden Stein für Stein, Balken für Balken wieder errichtet, einige liegen noch in Trümmern und befinden sich im Aufbau. Etliche Häuser müssen abgestützt werden und können nicht von innen besichtigt werden.
Lohnt es sich noch den Durbar Square in Kathmandu zu besuchen?
Wir finden auf jeden Fall! Der Durbar Square hat eine erstaunliche Ausstrahlung und die vielen Tempel, Pagoden und Paläste sind immer noch spektakulär.
Kumari Devi – lebende Kind-Gottheit
Eine der merkwürdigsten Dinge, mit denen wir in Kathmandu konfrontiert wurden, war die Kumari Devi. Hierbei handelt es sich um ein kleines Mädchen, das als lebende Reinkarnation der hinduistischen Göttin Taleju gilt.
Ähnlich wie der Dalai Lama, wird das Mädchen im Alter zwischen zwei und vier Jahren ausgesucht. Eine Reihe körperliche Merkmale müssen mit denen ihrer Vorgängerinnen übereinstimmen. Sie muss verschiedene Tests bestehen, bei dem sie Gegenstände ihrer Vorgängerin wiedererkennen soll.
Ist die neue Kumari gefunden, lebt sie von da an zusammen mit ihrer Familie, von der Außenwelt abgeschnitten, in einem Tempel. Beim Einsetzen ihrer ersten Periode verliert sie ihren Göttinnenstatus und eine neue Kumari wird gesucht.
Die aktuelle Kumari war zum Zeitpunkt unseres Besuchs drei Jahre alt. Das Angebot von mehreren sogenannten Guides, die Kumari zu besuchen, schlugen wir aus.
Durch Zufall gelangten wir allerdings während unseres Rundgangs in den Tempel, den das Mädchen mit seiner Familie bewohnt. 20-30 Menschen hatten sich hier im Hof versammelt und warteten darauf, einen Blick auf die Kumari zu erhaschen. Ein Schild weist daraufhin, dass das Fotografieren der Kumari verboten ist.
Bilder der Kumari im Netz zeigen ein stark geschminktes, einsam und traurig aussehendes kleines Mädchen. Da helfen auch die 100 Rupien Trinkgeld nicht viel, die zu bezahlen sind, um Fotos machen zu dürfen.
Rundgang durch die Altstadt
Abgesehen vom Durbar Square gibt es sowohl nördlich als auch südlich einen Rundgang durch die naheliegenden Viertel.
Es ist unglaublich, wie viele kleine Pagoden, Tempel und Stupas in den Hinterhöfen versteckt sind. Diese spektakulären Bauwerke gehören hier ganz normal zum Alltag der Bewohner. Hühner, Ziegen und Hunde laufen zwischen den Statuen und Stupas herum, Kinder spielen und Nachbarn treffen sich zum ratschen.
Die Straßen sind gesäumt von teilweise hobbit-höhlenartigen winzigen Geschäften. Die Hauseingänge und Durchgänge scheinen ebenfalls auf Hobbits ausgerichtet zu sein.
Hier kannst du dich treiben lassen und tief ins ursprüngliche Kathmandu eintauchen
Swayambhu Stupa oder Affentempel
Eine halbe Stunde Fußmarsch westlich vom Thamel, befindet sich auf einem Hügel die Swayambhu Stupa, auch Monkeytemple genannt.
Schon am Fuß des kleinen Berges trifft man auf unzählige namensgebende Makaken. Von der Stupa aus hatten wir einen tollen Blick über Kathmandu und die umliegenden Hügelketten, schneebedeckte Gipfel sahen wir leider nicht.
Der Besuch lohnt auf jeden Fall, die Stimmung rund um die Stupa ist exotisch friedvoll. Mit Essen sollte man vorsichtig sein, die Affen nehmen sich was sie wollen, das konnten wir ein paar Mal beobachten.
Boudanath & die große Stupa
Wer etwas mehr Ruhe sucht, findet diese im Viertel Boudanath, nahe der großen Stupa. Hier befindet sich das buddhistische Zentrum von Kathmandu und eine große tibetische Gemeinde. Im Mittelpunkt steht die Stupa, in den Straßen und Gassen außenrum befinden sich Klöster verschiedener buddhistischer Traditionen.
Transfer
Wir sind ja große Fans von lokalen öffentlichen Transportmitteln. Sie sind einerseits billig, man sieht viel und taucht tiefer in einen Ort ein. Den öffentlichen Transfer vom Thamel nach Boudanath kann man aber nur als “pain in the ass” bezeichnen.
Die Straßen sind in einem katastrophalem Zustand und bestehen fast nur aus Löchern. Wenn es dann noch ständig regnet, sammelt sich auf den Straßen Schlamm und die Löcher verwandeln sich in Seen.
Über diese holprige Straße fahren dann die Busse, die total überfüllt sind. In jedem Bus gibt es einen Fahrer und einen, der das Fahrgeld entgegennimmt und bei jeder Station laut raus schreit wohin der Bus fährt. Dieser sorgt auch dafür immer noch ein paar Leute in den Bus zu quetschen, auch wenn diese sich schon gegenseitig auf den Füßen stehen und halb aus dem Fenster hängen. Wir mit unserem großen Gepäck mittendrin.
Dieser “Bus-Schreier”, war auch derjenige, den wir immer fragen mussten ob das der richtige Bus in unsere Richtung ist. Es gibt keinen direkten Bus, man muss ein paar mal umsteigen. Oft wurden wir gar nicht verstanden, manchmal fuhr der Bus aber auch einfach ohne uns weiter, obwohl wir uns sicher waren, dass es der richtige Bus war.
Jedenfalls sind wir einen großen Teil dieser Strecke zu Fuß durch den Schlamm mit unserem schweren Gepäck gelaufen. Danach beschlossen wir, solche Strecken in Kathmandu nur noch mit dem Taxi zu fahren.
Wohnen
Mit direkter Sicht auf die große Stupa gibt es vor allem höherpreisige Unterkünfte. Im Umkreis finden sich aber auch ein paar günstigere Hotels.
Wir hatten eine Empfehlung für das Shechen Guest House, das zum gleichnamigen Kloster gehört. Leider haben wir hier kein Zimmer mehr bekommen, es sah aber sehr ansprechend aus.
Wir sind schließlich im Bodhi Guest House untergekommen, was ebenfalls günstig und empfehlenswert ist.
Stupa
Um die Stupa im Kreis herum führt eine Straße, auf der sich jede Menge Geschäfte, Restaurants und Hotels befinden. Ab hier muss auch schon 400 Rupien Eintritt bezahlt werden.
Auf dieser die Stupa umgebenden Zone, bewegt sich die aus Pilgern, Mönchen und Touristen bestehende Menschenmenge im Uhrzeigersinn. In die Mauer eingelassen befinden sich rundum Gebetsmühlen.
Von der Stupa selbst kann nur die unterste Ebene betreten werden. Hier bewegt man sich ebenso im Uhrzeigersinn.
In der Nähe, mit Blick auf die Stupa, befindet sich die Guru Lhakhang Monastery. In dem Gebäude führen rechts Treppen nach oben. Wir hatten vom Dach aus eine gute Sicht auf die Stupa. Ein perfekter Platz um Fotos der Stupa zu machen.
Als wir die Treppe wieder herunter kamen, wurden wir von einem Mönch freundlich in den Hauptraum gebeten. Wir streiften unsere Schuhe ab und setzten uns auf die Polster der uns zugewiesenen Plätze auf dem Boden. Von hier aus konnten wir der Zeremonie folgen. Zwei Mönche beteten in einer Art Sprechgesang, dazu wurde rhythmisch auf große Trommel geschlagen. Im halbdunkel sitzend fällt es nicht schwer, in einen tranceartigen Zustand hinüber zu driften.
Die Offenheit auch Angehörige anderer Religionen an den Zeremonien teilnehmen zu lassen, hat uns sehr gut gefallen.
Wissenswertes über Kathmandu
Stromausfälle
Im kompletten Kathmandu Tal kommt es beinahe täglich zu geplanten Stromausfällen. Angeblich gibt es Hotels die die Zeiten aushängen, haben wir aber nirgendwo gesehen. Unsere Strategie war es, sobald Strom da war, Laptops, Powerbank usw. aufzuladen, damit alles voll ist wenn der Strom für ein paar Stunden weg ist.
Natürlich kann in dieser Zeit auch keine Wäsche gewaschen werden, Restaurants bieten nicht ihre gesamte Karte an und es gibt in den Hotelzimmern nur Notbeleuchtung. Wir haben uns ziemlich schnell daran gewöhnt, auch weil das Wifi meist am Notstrom hängt 🙂
Luftverschmutzung
Wir hatten schnell nach unserer Ankunft in Kathmandu mit Kopfschmerzen zu kämpfen, das Atmen fällt schwer, die Augen brennen. Kathmandu ist die erste Stadt, in der wir mit Atemschutzmasken auf die Straße gingen.
Kathmandu liegt in einem Talkessel umgeben von Hügeln und Bergen. Im März und April zieht der Staub aus der indischen Ebene nach Nepal – in Kathmandu sammelt sich dieser durch die Tallage an. Der Himmel ist ständig trüb. Zusammen mit den Abgasen ergibt das eine beträchtliche Luftverschmutzung. An vielen Tagen ist die Luft gesundheitlich stark bedenklich.
Trotzdem hat uns Kathmandu sehr gut gefallen. Die Einheimischen sind freundlich und offen, ebenso die vielen Reisenden die man hier trifft.
Kathmandu Valley hat viel zu bieten – auch sehr empfehlenswert ist ein Besuch von Bakthapur, welches unsere nächste Destination war.
Was wir sonst noch in Nepal erlebt haben?
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