Pokhara liegt unweit des Annapurna Massivs und ist Ausgangspunkt für viele Treks, der berühmte Annapurna Circuit ist einer davon.
Natürlich wollten auch wir trekken. Zu Beginn unseres Aufenthalts dachten wir an den Poon Hill Trek, welcher auch sehr bekannt ist, und wie wir erfuhren, entsprechend überlaufen. Seit wenigen Jahren gibt es eine neue Trekking Route, die sich zunehmender Beliebtheit erfreut, den Mardi Himal Trek. Wir beschlossen diese Route zu wandern. Nicht überlaufen mit tollem Blick auf den Annapurna und Machapuchare, ein echtes Abenteuer, logo.
Nicht so überlaufen stimmt, die Route fühlte sich zu keinem Moment stark frequentiert an. An einem Tag trafen wir über acht Stunden nur auf zwei andere Wanderer Grüppchen. Der Blick wiederum ist stark vom Wetter abhängig, hier hatten wir nicht so viel Glück. Doch der Reihe nach.
Allgemeines zum Trek
Dauer
Zwischen 4 und 6 Tagen. Wir haben eine Gruppe Nepalesen getroffen, die liefen den Trek in 3 Tagen, aber nicht jeder schafft 2000 Höhenmeter Aufstieg an einem Tag. Und wer nicht an die Höhe gewöhnt ist, sollte das auch, egal wie fit er oder sie ist, auf keinen Fall machen.
Unterkünfte
Es ist kein Problem, eine Schlafstätte für die Nächte zu finden. Die Unterkünfte sind einfach, aber völlig ok. Die Preise liegen zwischen 300 und 500 Rupien pro Nacht.
Wenn wir die Wahl hatten, haben wir uns für eine Lodge mit Steinmauern statt Holz- oder Blechwänden entschieden. So pfeift der Wind einem beim Schlafen nicht um die Nase. Die Zimmer sind natürlich nicht beheizt, deshalb ist es angenehm als Paar zu wandern, wir konnten uns Nachts gegenseitig wärmen.
Die “Gemeinschaftsbäder” bestehen meistens nur aus Waschbecken und Plumpsklo. Im Low Camp wurde für 200 Rupien eine gasbeheizte heiße Dusche angeboten. Nach dem schweißtreibendem Aufstieg beschloss Sarah, dieses Angebot in Anspruch zu nehmen, bereute es aber ziemlich schnell. Die Dusche war zwar sehr heiß, allerdings war der Duschraum nicht abgedichtet und so kalt wie draußen. Schon beim Abtrocknen nach der Dusche, konnte sie Finger und Zehen nicht mehr fühlen.
Verpflegung
Das Essen in den Camps war erstaunlich gut. Dhal Bhat kostet um die 500 Rupien, dafür gibt es so viel Nachschlag wie man möchte. Ansonsten hatten wir noch Rösti, Momos und Nudeln, alles schmackhaft und zwischen 200 und 400 Rupien. Tee ordert man am besten in der größten Kanne, was wirklich günstig ist. Für Stärkungen zwischendurch hatten wir reichlich Riegel und Nüsse dabei.
Bier kostet zwischen 450 und 550 Rupien. Da Alkohol die Akklimatisierung an die Höhe negativ beeinflusst, haben wir über 2500 Meter keins mehr getrunken. Das Gleiche gilt für Koffein.
In den Hütten wird gefiltertes oder abgekochtes Wasser verkauft, das kostet aber bis zu 100 Rupien pro Liter. Wir hatten Chlortabletten dabei, um das Wasser aus dem Hahn zu präparieren. Das kostet fast nichts, schmeckt dafür nach Schwimmbad. Es stellte sich heraus, dass meine Geschmacksrezeptoren auf Chlor deutlich weniger anspringen als Sarahs, ich schmecke das oft gar nicht raus.
Temperatur
In den Bergen kann es kalt sein, das hat jeder schon mal gehört. “Hope for the best, prepare for the worst!” Danke Matze für diesen Tipp. Auf über 3000 Meter kam der Regen gefroren runter.
Wir sind auf Trekker gestoßen, die nur in Sneakers bis ins High Camp aufstiegen. Es ist kein Spaß mit nassen, eiskalten Füßen zwischen zwei Camps zu wandern.
Andere Trekker hatten uns im Vorfeld gesagt, dass wir keinen Schlafsack brauchen, in jeder Unterkunft gäbe es genug Decken. Das hat sich nicht ganz bewahrheitet. Sarah fand die Nächte viel zu kalt, trotz mehrerer Decken und Thermowäsche. Wer schnell friert, ist mit einem wirklich guten Schlafsack besser beraten.
Ausrüstung
Wir waren bereits fünf Monate in heißen Regionen unterwegs. Unsere Bergschuhe haben wir in Deutschland gelassen, Handschuhe, warme Klamotten oder gar Thermounterwäsche hatten wir nicht im Gepäck. Also mussten wir uns erstmal mit dem Nötigsten eindecken.
Es gibt in Pokhara unglaublich viele Shops mit Trekking Equipment, die auch verleihen. Was wir leider nicht finden konnten, ist ein Second Hand Laden. Manche Shops haben aber zum Beispiel gebrauchte Schuhe, die sie verleihen oder auch verkaufen. Ich (Steffen) konnte nach dem Trek meine Schuhe in dem Shop, wo ich sie gekauft hatte, wieder zurück verkaufen und bekam so wenigstens 2000 Rupien der zuvor gezahlten 6000 zurück.
Wanderstöcke konnten wir uns für nur 10 Rupien pro Stock und Tag ausleihen. Spätestens beim Abstieg sind die Stöcke goldwert.
Annapurna Permit und TIMS Registration
Der Annapurna Nationalpark ist das erste und größte ausgewiesene Schutzgebiet Nepals. Um dort zu trekken, benötigt man eine Permission des Annapurna Conservation Area Project, kurz ACAP. Diese ist mit 20$ pro Person nicht ganz billig. Außerdem gilt die Permit nur für einen Eintritt. Möchte man nach einem Trek ein paar Tage in Pokhara verweilen und dann wieder in die Annapurna Region, benötigt man eine neue Permit.
Zusätzlich zur ACAP Permit muss man sich auch im Trekkers‘ Information Management System (TIMS) registrieren. Das kostet weitere 2000 Rupien pro Person und Trek den man machen möchte. Die TIMS Registrierung gilt der Sicherheit der Trekker, zumindest in der Theorie. Wir mussten die Permit und unsere TIMS Karte nur einmal beim Betreten des Annapurna Nationalparks vorzeigen und unsere Namen wurden in einem Buch registriert. Beim Verlassen der Region wurden wir nicht nochmal überprüft.
Sowohl die TIMS Card als auch die Annapurna Permit sind in Pokhara im Tourist Police Office and Permit Office zu bekommen. Man benötigt lediglich je zwei Passfotos, seinen Reisepass sowie das nötige Geld.
Orientierung – Guide oder kein Guide
Wir haben uns im Vorfeld ausgiebig über die Route informiert. Sowohl online, z.B. hier, als auch persönlich im Gespräch, vor allem mit Nepalesen, die diesen Trek bereits gelaufen waren und gut kannten. Wir entschieden uns, die Route ohne Guide zu wandern.
Natürlich hatten wir eine Karte dabei und uns im Vorfeld Gedanken gemacht. Super hilfreich fanden wir die kostenlose ViewRanger App. Die App bietet die Möglichkeit, ähnlich wie bei Google Maps, die Karte im Vorfeld runterzuladen, um diese offline zur Verfügung zu haben. So ein Handy Akku hält übrigens problemlos mehrere Tage, wenn man das Gerät in den offline Modus versetzt und nur ab und an zur Positionsbestimmung auf die Karte schaut. Der Mardi Himal Trek ist in der Standardkarte vom ViewRanger drin, man braucht nicht mal GPX Koordinaten.
Porter
Es gibt Touristen, die lassen sich ihr Gepäck von einem Porter den Berg hinauf und wieder runter tragen. Wir haben Träger gesehen, die riesige Rollkoffer auf dem Rücken nach oben trugen. Wahrscheinlich mit jeder Menge unnötiger Sachen drin.
Wir finden für so einen kurzen Trek braucht ein gesunder Wanderer keinen Träger. Unsere Packliste war entsprechend kurz – was wir jedem beim Trekken empfehlen. Im wesentlichen hatten wir warme Kleidung, Regenzeug, Waschsachen, Snacks und Medikamente dabei. Dazu noch Wasserflaschen zum wieder befüllen.
Damit waren wir wir zufrieden, abgesehen vielleicht von ein paar wärmeren Sachen für die kalten Nächte auf dem Berg.
Bei längeren Treks und wenn mehr Equipment oder Lebensmittel benötigt werden, kann ein Porter die Wanderung sicher angenehmer machen.
Unsere fünf Tage Mardi Himal Trek im Detail
Erste Etappe – Von Karde (1720) nach Deurali (2120)
Wir starteten den Trek in Karde, was von Pokhara aus, vom Baglung Bus Park, gut mit dem Bus erreichbar ist.
Hoch motiviert endlich trekken zu gehen, klingelte der Wecker früh morgens, wir wollten um spätestens 8:00 Uhr aufbrechen. Bereits hier machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung.
Der Himmel war schwarz, dunkle Gewitterwolken hingen tief über Pokhara. Das kannten wir bis dato nur abends. Wir entschieden – vollkommen richtig – lieber etwas abzuwarten. Es dauerte nicht lange, bis es wie aus Kübeln regnete. Das Unwetter tobte sich über zwei Stunden lang aus, bevor es langsam besser wurde. Wir saßen schließlich erst um 11:00 Uhr, dafür aber trocken, im Bus nach Karde und waren um kurz nach 12:00 Uhr da.
Die erste Etappe ging über das Australian Camp nach Deurali. Wir benötigten für die Strecke drei Stunden. Zwischen Australian Camp und Deurali befindet sich noch Pothana, hier werden die Permits überprüft und wir trugen unsere Namen in ein großes Buch ein.
Auf dieser Strecke blieb das Wetter trocken, aber die Sicht war schlecht. Erst abends in Deurali gab es zum Sonnenuntergang einen himmlischen Blick auf den Annapurna South und den Machapuchare, auch Fishtail genannten Berg, sowie weitere Gipfel im Osten.
Zweite Etappe – Von Deurali (2120) übers Forest Camp (2450) zum Low Camp (3050)
Am zweiten Tag galt es die längste Strecke zurückzulegen, insgesamt über zehn Kilometer. Die Strecke führte den ganzen Tag durch dichten, mystisch anmutenden Regenwald. Die tief hängenden Wolken taten ihr übriges. Bäume und Felsen waren dicht mit grünem Moos bewachsen. Wir fühlten uns wie in einem Fantasy Film. Hinter der nächsten Biegung hätten leicht Elben, Zwerge oder Riesen warten können.
Immer wieder führte der Weg nach oben, nur um sich kurz darauf wieder nach unten zu schlängeln. Das Forest Camp liegt nur 300 Höhenmeter über Deurali, das hat sich durch das viele hoch und runter des Weges dorthin nach mehr angefühlt. Wir erreichten das Forest Camp nach knapp fünf Stunden. Gut zu wissen: Zwischen Deurali und Forest Camp gibt es nur ein einziges Teahouse, das nicht immer geöffnet hat. Für diese Etappe muss man sich genug Wasser einpacken.
Gestärkt durchs Mittagessen brachen wir um 14:00 Uhr vom Forest Camp auf, wir wollten noch am gleichen Tag ins 600 Höhenmeter höher gelegene Low Camp. Der Weg wurde jetzt steiler und anstrengend. Wir sind beide alles andere als routinierte Bergziegen und brauchten drei Stunden für die letzte Etappe des Tages. Zwischen Low Camp und Forest Camp gibt es eine Hütte, das war sehr praktisch. Hier konnten wir uns eine halbe Stunde ausruhen und vor starkem Regen verstecken.
Als wir schließlich um 17:00 Uhr das Low Camp erreichten, waren wir fix und fertig. Das war definitiv der anstrengendste Tag. Je näher wir den 3000 Höhenmetern kamen umso anstrengender wurde es zu Atem zu kommen, die Höhe war deutlich spürbar.
Dritte Etappe – Vom Low Camp (3050) zum High Camp (3550)
Am nächsten Morgen gab es einen herrlichen Sonnenaufgang mit himmlischen Blick auf den Machapuchare. Leider zogen aber kurz danach dichte graue Wolken auf, und die Sicht blieb für den Rest des Tages bescheiden. Die Etappe war von der Länge deutlich kürzer als am Vortag, nur rund drei Kilometer.
Der Weg führte zu Beginn durch den Wald, weiter nach oben. Wir bewegten uns in Zeitlupe, um nicht zu sehr außer Atem zu kommen. Nach einer Stunde erreichten wir die erste Hütte des Middle Camps. Uns bot sich ein herrlicher Blick über den Rhododendron Wald, welcher im März und April blüht. Den Gipfel des Annapurna South konnten wir durch die Wolken nur erahnen.
Das nächste Mal würde ich im September/Oktober nach Nepal kommen, in dieser Saison hat man eine bessere Sicht auf die Berggipfel. Die Rhododendronblüte, welche die Nationalblume von Nepal ist, ist zwar bezaubernd. Freie Sicht auf die Berggipfel des Himalaya wäre uns noch lieber gewesen.
Zwischen Low- und High Camp liegen drei Lodges, je 20 Minuten Fußmarsch voneinander entfernt. Trotz unseres Schneckentempos erreichten wir um 11:00 Uhr das High Camp, bestehend aus drei Hütten.
Das Wetter verschlechterte sich zunehmend, es wurde deutlich kälter, hagelte, der Wind war stark und böig und Bergsicht war gleich null. Das macht den Aufenthalt natürlich nicht gerade spannender. Nur in der Hütte, möglichst nah am Ofen sitzend, darauf wartend, dass entweder das Wetter besser wird, oder der Tag vorbei geht.
Gegen Abend verzogen sich die Wolken etwas. In der Hoffnung, dass am nächsten Morgen die Sicht klar sein würde, gingen wir zeitig ins Bett. Unser Plan sah vor, früh Morgens um 05:00 Uhr weiter aufzusteigen. Das Mardi Himal Base Camp liegt auf 4500 Meter. Ganz so hoch muss man aber nicht, es gibt davor einen Lower- und einen Upper Viewpoint, mit sagenhaften Blick auf die umliegenden Berggipfel. Diese hätten wir gerne erreicht, aber es sollte anders kommen.
Vierte Etappe – Vom High Camp (3550) nach Sidhing (1880)
Leider zeigten sich am nächsten Morgen bei Sarah Symptome der Höhenkrankheit, es ging ihr alles andere als gut. Sie hatte schlecht geschlafen, war nachts ein paar Mal mit dem Gefühl der Atemnot aufgewacht. Wir checkten den Puls, er war stark erhöht, kein normaler Ruhepuls nach dem Aufwachen. An einen Aufstieg war nicht zu denken, wir machten was in so einer Situation richtig ist. Wir stiegen ab.
Das Wetter zeigte sich anders als früh morgens üblich, eine Wolkendecke blockierte die Sicht auf die Gipfel.
Es wäre eine Möglichkeit gewesen, in ein niedrigeres Camp abzusteigen und am nächsten Morgen nochmal den Aufstieg zu probieren. Wir hatten aber genug und stiegen an einem Tag die 1670 Höhenmeter bis nach Sidhing, ein kleines Dörfchen am Fuß der Berge, ab. Von dort aus kann man mit dem Jeep zur Busstation oder direkt nach Pokhara.
Unter 3000 Meter Höhe, ging es Sarah deutlich besser, die Symptome verschwanden, wie wenn nichts gewesen wäre. Im Middle Camp hatten wir einen schöneren Blick auf den Annapurna als am Vortag, wenn auch nicht ganz perfekt.
Der Weg nach Sidhing ist steil, ich war froh, dass meine Knie das ohne nennenswerte Probleme mit machten. Ich würde niemandem empfehlen, von dieser Seite aufzusteigen, ein paar (Verrückte) machen das. Zwischen Low Camp und Sidhing gibt es nur ein Teahouse und keine Unterkünfte.
In Sidhing angekommen verwarfen wir schnell unsere Idee, noch am selben Tag nach Pokhara weiterzufahren. Der private Jeep nur für uns zwei wäre mit 6000 Rupies schlicht zu teuer gewesen. Wir übernachteten im Trekkers Home und genossen Annehmlichkeiten wie eine heisse Dusche, ein paar Bier und einen lauen, schönen Abend.
Letzte Etappe, Sidhing zurück nach Pokhara
Am nächsten Morgen fuhren wir mit dem Jeep aus den Bergen raus zur nächsten Bushaltestelle. Das war eine holprige Angelegenheit, auf der Strasse ging es stellenweise nur in Untersetzung im Schritttempo voran. Für uns schwer vorstellbar sitzen die Nepalesen auch auf dem Dach. Insgesamt beförderte unser Jeep über 15 Leute. Wir hatten das Glück, dass der nepalesische Guide eines Italieners, den wir auf dem Trek mehrfach getroffen hatten, für uns vier einen deutlich besseren Preis aushandelte. Wir zahlten nur 500 Rupien statt der für Touristen üblichen 1500.
Fazit
Der Mardi Himal Trek war für uns beide der erste mehrtägige Trek überhaupt. Die absolute Belohnung der Mühen des Aufstiegs in Form eines perfekten Blicks über verschneite Sechs-, Sieben und Achttausender Gipfel blieb uns verwehrt. Trotzdem waren die Tage in den Bergen ein tolles abwechslungsreiches Abenteuer. Es macht nichts, dass nicht alles wie geplant lief. Wir möchten die Erfahrung nicht missen und werden wieder trekken gehen. Das nächste Mal vielleicht mit Schlafsack und mehr Zeit, um sich an die Höhe zu gewöhnen.
Was wir sonst noch in Nepal erlebt haben?
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