Tangalle – Hiriketiya – Unawatuna – Galle Fort
Von einem auf den anderen Moment wird es dunkel und der Regen verstärkt sich deutlich. Die Terrasse, auf der wir eben noch gemütlich bei einem Würfelspiel und Bier gesessen sind, ist nicht mehr begehbar. Der Wind stürmt so heftig, dass wir die Terrassentür nur mit viel Kraftaufwand schließen können. Durch die Schlitze in den Fensterläden fließt Wasser die Wände hinunter und sammelt sich in Pfützen am Boden. Von der Zimmerdecke tropft es. Vor den Fenstern biegen sich die Palmen, Blätter und andere Pflanzenteile werden mit beträchtlichem Getöse herumgewirbelt. Das Spektakel dauert mehrere Stunden an, erst in den frühen Morgenstunden beruhigt sich der Sturm langsam.
Am nächsten Tag erfuhren wir, dass es sich um die Ausläufer und Vorboten des Zyklons Ockhi handelte, der sich auf Sri Lankas Südküste zubewegte. Der Wirbelsturm wütete mit Windgeschwindigkeiten von 130 Kilometern pro Stunde. In Sri Lanka und Indien starben insgesamt 16 Menschen, weitere 100 Fischer wurden vermisst. Am härtesten in Sri Lanka wurde Galle getroffen, wir befanden uns zu diesem Zeitpunkt genau daneben in Unawatuna, einem kleinen Küstenort.
Tangalle
Schon ca. eine Woche vorher ging es los, mit dem schlechten Wetter. Zunächst mit täglichen kurzen Schauern und einer grauen, geschlossenen Wolkendecke. Wir hatte uns als ersten Küstenort Tangalle ausgesucht, mit seinen sehr langen Strand aus goldgelbem Sand. Am Strand entlang führt eine von Cafés, Restaurants und Hotels gesäumte Straße. Am recht sauberen Beach befinden sich Sonnenliegen, die kostenlos zur Verfügung stehen, wenn man im entsprechenden Lokal etwas konsumiert. Wie an vielen Stränden Sri Lankas, ist die Brandung recht stark, es gibt einen Bereich der durch im Wasser aufgestapelte Steine etwas beruhigter ist. Richtig zum Schwimmen lädt dieser Strand während unseres Aufenthaltes jedoch nicht ein.
Insgesamt war am Strand und den umliegenden Hotels und Cafes zu unserer Reisezeit (Ende November) wenig los, und wir genossen eine ruhige und entspannte Zeit.
Da wir wegen des Regens und einer Verletzung die ich am Fuß hatte, sowieso nicht viel unternehmen konnten, war uns dieser Strand gerade recht.
Leider war unsere Zeit in Tangalle von täglichen, bis zu acht Stunden dauernden Stromausfällen geprägt. Andere Reisende, die in dieser Region waren, hatten keinen Einzigen, ist also ein bisschen Glückssache.
Hiriketiya
Da wir beide passionierte Wasserratten sind, wollten wir nach Tangalle endlich an einen richtigen Traumstrand, wo man baden und vielleicht auch ein bisschen schnorcheln kann. Wir entschieden uns für den abgeschiedenen in einer schmalen Bucht gelegenen Hiriketiya Beach.
Der Strand hielt was er versprach. Feiner weißer Sand, angenehmer, zum Baden und Surfen geeigneter Wellengang und ein paar wenige schicke Strand Cafés. An diesem Strand war, trotz Nebensaison, schon ziemlich viel los. Hier treffen sich Surfer, man sitzt bei einem Bier am Strand und beobachtet das Spektakel auf dem Wasser. So mancher srilankische Junge vollführt hier Kunststücke, wie ein Kopfstand auf dem Surfbrett oder dergleichen.
Die Szene ist stylisch, es ist ein Sehen und gesehen werden. Um den Beach herum gibt es zahlreiche Unterkünfte, die meisten schick und nicht unbedingt billig. Es gibt aber auch ein paar günstigere kleine Homestays, die etwas weiter vom Strand entfernt sind.
Die Gegend um den Hiriketiya Beach ist übrigens auch sehr sehenswert, wie diese beeindruckenden Felsformationen zeigen.
Leider konnten wir diesen Strand auch nicht zur Gänze genießen, da die Wolken- und Regenfront, die der Zyklon vor sich her trieb auch hier schon angekommen war.
Der schönste Strand mit den nettesten Cafes nutzt nicht viel, wenn es regnet. Unser Zimmer war zu dem von der Sorte, eine Person kann sich nicht umdrehen von zweien ganz zu schweigen. Außerdem hatten wir zusätzlich den ganzen Tag keinen Strom.
Ein weiteres Ereignis trübte unseren Aufenthalt (im wahrsten Sinne des Wortes) und ließ uns langsam vermuten, dass wir ein Pechsträhne haben. Der idyllische und wunderschöne Strand Hiriketiya wird auf einer Seite von Mangroven gesäumt. In deren Mitte befindet sich eine Art Tümpel, flächenmäßig nicht viel kleiner als die Bucht, in welchem sich schwärzliches, faulig riechendes Wasser sammelt. An unserem zweiten Tag, auf den Weg zum Strand, sahen und rochen wir schon von weitem, wie sich die komplette faulige Brühe in die wunderschöne Bucht ergoss. Das Brackwasser hatte durch die ergiebigen Regenfälle seinen Höchststand erreicht und stand kurz davor, die Häuser und Strassen hinter dem Strand zu überfluten. Deshalb gruben die Dorfbewohner einen Abfluss in den Strand. Das vormals türkise, glasklare Wasser nahm eine bräunliche Färbung an. Auch der Geruch lud nicht gerade zum Baden ein.
Nach zwei Nächten beschlossen wir, das verregnete Hiriketiya in Richtung Unawatuna zu verlassen.
Unawatuna
liegt neben Galle und ist ein touristischer kleiner Strandort. Ich traue es mich kaum zu schreiben, aber nach unserer, aus mehreren Gründen erschwerten Abgeschiedenheit in Hiriketiya, genossen wir die Vorzüge einer touristischen Infrastruktur mit allem drum und dran.
Wir suchten uns eine Unterkunft mitten im quirligen Getümmel, zwischen Backpacker-Hotels und Cafes, mit vielen nahe gelegenen Einkaufsmöglichkeiten. Im Pink Elephant Guesthouse, mit seinen großzügigen hohen Zimmern, der einladenden Terrasse und dem hervorragenden Essen, fühlten wir uns auf Anhieb wohl und beschlossen ein paar Nächte zu bleiben.
Diese Entscheidung erwies sich schon am zweiten Abend, als der Zyklon Unawatuna streifte, als goldrichtig. Zwar stellten sich Fenster und Decke als nicht wasserdicht heraus, wir fühlten uns im Guesthouse aber sicher. Wir waren mehr als froh, uns nicht für eine einfache Holzhütte am Strand entschieden zu haben. Natürlich fiel der Strom irgendwann aus. Bei Kerzenschein wurde mit den anderen anwesenden Gästen näher zusammengerückt. Die stürmische Nacht endete schließlich, der Strom war nach rund zwei Stunden wieder da, in einer ausgelassenen Party. Die Arrack Vorräte unseres Gastwirts wurden dabei ziemlich dezimiert.
Galle Fort
Da sich das Wetter nicht besserte und an baden nicht zu denken war, beschlossen wir, einen Ausflug zum nahe gelegenen Galle Fort zu machen. Von Unawatuna kommt man für ein paar Rupien mit dem Bus dorthin. Galle Fort ist eine Festungsanlage, die von den Holländern errichtet wurde und, zusammen mit der umliegenden Altstadt, zum Weltkulturerbe zählt.
Die Verbindung von europäischen Bauten sowie asiatischen und arabischen Einfluss ist sehr beeindruckend.
Eine Fülle an verführerischen Cafes und Restaurants laden zum Verweilen ein und natürlich gibt es auch bezaubernde Boutiquen und Läden.
Bei gutem Wetter kann man die frische Meeresbrise und Aussicht, bei einem Spaziergang auf den Außenmauern der Festungsanlage genießen.
Wir fanden einen Nachmittag in Galle Fort ausreichend um alles zu sehen.
Fazit:
Die Südwestküste von Sri Lanka hat einiges zu bieten. Kurz vor der Hauptsaison (Ende November) ist an den beschriebenen Stränden angenehm wenig los. Unawatuna ist touristischer und auf viel mehr Menschen ausgelegt als Tangalle oder Hiriketiya Beach, war aber zu dieser Zeit auch noch angenehm. Gegen Wetterpech ist leider nichts zu machen, und jeder Badeort wird irgendwann (vor allem ohne Strom und Internet :-)) ein bisschen langweilig.
Hier geht es zu weiteren Artikeln über unsere Reise durch Sri Lanka: